Etymologie
Serpentin (altgr. λίθος ὀφίτης [lithos ophites] lat. gemma serpentina bzw. (lapis) serpentina) ist ein aufgrund der Musterung und Wirkung nach der Schlange benannter Stein. Laut Plinius dem Älteren im 36 Buch seiner „naturalis historia“ soll das Gestein aufgrund seiner der Schlangenhaut ähnlichen Maserung, seinen Namen erhalten haben. Abgesehen von der grünen heute gängigen Variätet des Gesteins wurden in der Antike auch weiße, schwarze und aschfarbene Gesteinsarten mit vergleichbarer Schlangenmusterung als Serpentin bezeichnet. Neben der von Plinius überlieferten optischen Herleitung des Begriffsursprungs existieren auch medizinische Überlieferungen, die das Gestein gründend auf einer Steinwirkung in einen begrifflichen Zusammenhang mit der Schlange bringen. So soll beispielsweise laut der Schrift „Lithika“ des Pseudo Orpheus der Stein in gepulverter Form auf eine Wunde gestreut dem Schlangengift entgegenwirken. In mittelalterlichen Texten soll er als Schutzamulett am Körper getragen vor Schlangenangriffen schützen.
Überlieferung & Mythos
Serpentin besitzt aufgrund seiner Vielfalt, seiner geringen Härte und seiner guten und einfachen Bearbeitbarkeit eine breite und frühe Verwendungsgeschichte. Bis heute steht in Diskussion ob es sich beim zehnten Stein im Schild des Hohepriesters von Israel um eine durchsichtige Variation des Gesteins gehandelt haben könnte. Die Beantwortung dieses Rätsels würde auch die Frage beantworten ob Serpentin repräsentativ für ein ganzes Volk sowie ein Gebiet in der Menschheitsgeschichte gestanden haben könnte. In den uns bis in die Gegenwart erhaltenen Schriften ist uns jedenfalls belegt das Serpentin neben einer medizinischen Anwendung vermehrt auch bei Tempelbauten für kleinere Säulen eingesetzt wurde. Mythologisch und begrifflich steht der Stein in einem engen Zusammenhang mit dem Symbol der Schlange sowie überhaupt der Heilkunst. Zu Pulver zerrieben wurde er in der Medizin auf Wunden gestreut und zur Neutralisierung von Schlangengift eingesetzt. Weiters band man Serpentin auf Bisswunden um deren Heilung zu fördern und setzte ihn gemäß den Überlieferungen des Dioskurides auch gegen Kopfschmerzen ein. Als Schutzstein vor Schlangen könnte er gegen diese nicht nur beim Tragen sondern eingearbeitet in Tempelanlagen auch zum Schutz und einer Vertreibung von diesen gedient haben. Neben seinen Einsatz als Säulengestein wurden vielfach auch Gefäße aus ihm gefertigt. Besonders im Mittelalter und späteren 17. Und 18. Jahrhundert war es üblich Kelche, Schalen und Krüge aus dem Gestein zu verfertigen und mit Gold zu verzieren. Legenden, Gerüchten und dem Aberglauben zufolge sollen aus Serpentin gefertigte Gefäße durch ein Zerbrechen einen etwaigen vergifteten Inhalt erkenntlich gemacht haben. Ein der herausragendsten Serpentinsammlungen befindet sich bis heute im sogenannten Grünen Gewölbe in Dresden.